Alter weisser Mann Deutschland 2024 – 116min.

Filmkritik

In der Zwickmühle

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Mit seiner zeitgeistigen Komödie um einen noch gar nicht so alten Deutschen, der ins Visier einer auf Diversity und Political Correctness spezialisierte Expert:innenkommission gerät, versucht Simon Verhoeven am Erfolg von «Willkommen bei den Hartmanns» anzuknüpfen. Das gelingt, trotz sympathischem Jan Josef Liefers in der Hauptrolle, nur bedingt.

Heinz ist um die fünfzig. Er hat eine Frau, drei Kinder, ein Haus. Doch dann vertut er sich beim Aktienkauf. Ausgerechnet jetzt wird die Fernfunk AG, bei der er fürs Marketing zuständig ist, unter die Lupe genommen. Das macht Heinz nervös und so unterläuft ihm ein Patzer nach dem anderen. Als sein Chef ihm schliesslich rät, die Expert:innengruppe bei einem Dinner bei sich zu Hause von seiner Wokeness zu überzeugen, willigt er sofort ein – und setzt sich damit erst recht in die Nesseln.

Infolge Migration und jahrelangem Kampf um die Gleichberechtigung präsentiert sich die westliche Gesellschaft heute so genderdivers und gemischt wie noch nie. Unter die Räder gerät dabei der einst privilegierte “alte weisse Mann”.

Auf diesem Hintergrund entwickelt Simon Verhoeven eine Komödie, die eben erwähnte Themen in zeitweise gegenderter Sprache und Schlagworten wie «Political Correctness» und «Gender-Diversity» aufgreift. Der Film ist insgesamt ziemlich wortwitzig, auch finden sich darin einige komische Momente, in denen sich Hauptdarsteller Jan Josef Liefers charmant wacker zu schlagen versteht.

Doch es findet sich darin auch Peinliches, wie Heinz’ Ausflug nach Berlin, wo er voll von der Rolle gerät. Und beim Nachtessen schliesslich reihen sich, nicht uninteressant, aber plump Plattitüden und Klischees. So ist «Alter weisser Mann» weder Fisch, noch Vogel: keine freche Abrechnung mit dem Zeitgeist, aber auch keine Charakterstudie über einen, bzw. den “alten weissen Mann”.

28.10.2024

3.5

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Kommentare

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Patrick

vor einem Tag

Komödie wechselt zur Tragikomödie hin und her,mit Themen die heutzutage zu reden gibt wie Ki oder was geht heutzutage unter Rassismus und über Menschen wie Nemo. Die Themen werden witzig,behutsam und satirisch umgesetzt. Leider wirkt es teilweise etwas zu derb und klischeehaft und auch etwas langfädig. Ist aber dennoch ein unterhaltsamer Filmmix von: Männerherzen,Nightlife und Willkommen bei den Hartmanns. Der Schweizer Stefan Merki (Friedas Fall mehr infos auf dieser Seite) ist in einer mini neben Rolle zu sehen er lebt in Deutschland und der Schweiz.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor einem Tag


walter-Oliver

vor 21 Tagen

Gefällt mir, ein neuer Loriot-Film und die Schauspielerleistung aller Beteiligten ist meisterhaft, Bravo ❤️


Taz

vor 22 Tagen

Ein herrlicher Start, der dann in Berlin mächtig in die Hosen geht. Mit dem abschliessenden Abendessen wird es zwar wieder etwas besser, aber den Schwung und den Humor des Anfangs suchen wir da praktisch vergebens. Und so vergeben wurde auch die Chance, hier einen Film zu drehen, der aneckt, zu Diskussionen anregt und sich von der Masse abheben kann. So bleibt JJ Liefers als Highlight, ein träger Mittelteil und ein paar Witzchen über die man schmunzeln kann. Mehr ist da leider nicht vorhanden.Mehr anzeigen


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