Margini Italien 2022 – 91min.

Filmkritik

Punk Never Dies

Maria Engler
Filmkritik: Maria Engler

Träume vom grossen Durchbruch im Musikgeschäft, inmitten der italienischen Provinz. «Margini» erzählt vom Wunsch nach Freiheit und wie er immer wieder zu scheitern droht – laut, wütend und voller Widersprüche.

Punk ist das Leben von Edoardo, Iacopo und Michele – zumindest sollte das so sein. Mit ihrer Band treten sie allerdings nur vor einem übersichtlichen und wenig begeisterten Publikum bei Volksfesten in ihrer kleinen Heimatstadt Grosseto auf. Ihre grosse Hoffnung auf Ruhm ist der Auftritt als Vorband der amerikanischen Hardcore-Gruppe «The Defense». Als dieser abgesagt wird, beschliessen die drei erfolglosen Rocker, die Band stattdessen nach Grosseto zu holen – mit allen Mitteln!

«Margini» verströmt aus allen Poren den Charme der späten 2000er-Jahre: Musik läuft auf MP3-Playern, in der Zimmerecke steht ein klobiger PC, der sich lautstark ins Internet einwählt, das unzerstörbare Nokia 3310 wird nach dem Telefonat mit Schwung ins Handschuhfach gepfeffert. Zur italienischen Sonne gesellt sich Punkrock und Hardcore aus knisternden Autoboxen. Unaufdringlich und doch deutlich erzeugt «Margini» so eine gleichzeitig realistische und etwas nostalgische Atmosphäre, die den sich überschlagenden Ereignissen im Film einen wahrhaftigen Anstrich verleihen.

Im Zentrum steht jedoch die Punkszene in der etwas abseits gelegenen italienischen Stadt Grosseto und alle Widersprüchlichkeiten, die mit diesem inhärenten Gegensatz einhergehen. In den Texten der Bands sammeln sich Wut und Widerstand gegen das System, zu Hause wird Mama gefragt, ob das Slipknot-Shirt schon gebügelt wurde. «Margini» gelingt es gut, die Widersprüchlichkeit des Strebens nach Freiheit im Punk und des Einfügens ins kapitalistische System zu zeigen.

Die Handlung von «Margini» beginnt mit allerhand Problemen und versinkt durch die mitunter offensichtlich dämlichen Entscheidungen der drei Protagonisten immer mehr im Chaos – das ist zwar unterhaltsam, aber stellenweise auch schwer zu ertragen. Das unendliche Stapeln weiterer Probleme, sowohl im Rahmen des anstehenden Konzertes als auch im Privaten, wird irgendwann etwas dröge – hier hätte mehr Fokus gut getan.

18.03.2024

3

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