Gebrüder Weihnachtsmann USA 2007 – 115min.

Filmkritik

Des Weihnachtsmanns böser Bruder

Filmkritik: Dominique Zahnd

Den erfolgreichsten Bartträger und Geschenkefabrikanten der Welt kennt jeder - aber wie steht's mit seinem trotteligen Bruder Fred? Genau der steht im Mittelpunkt von David Dobkins Weihnachtskomödie.

Fred Claus (Vince Vaughn) leidet unter dem Perfektionismus seines heiligen Bruders Nicholas Claus (Paul Giamatti). Während der Karriere als Weihnachtsmann gemacht hat, schlägt sich Fred als Eintreiber in Chicago durch. Zum freudlosen Job gesellt sich auch Pech in der Liebe: In der Beziehung mit Politesse Wanda (Rachel Weisz) kriselt es heftig. Plötzlich landet Fred dann auch noch im Knast, darum benötigt er 5000 Dollar Kaution, die Nicholas netterweise stellt. Aber nur unter der Bedingung, dass sein Bruder ihn am Nordpol besucht. Fred kommt der Aufforderung nach und muss bei der aktuellen Weihnachtsproduktion mit Hand anlegen. Dabei stellt er sich ziemlich dämlich an. Aber immerhin hilft er dem Elfen Willie (John Michael Higgins), bei der süssen Charlene (Elizabeth Banks) zu landen. Dann droht aber neues Unheil in Form des Rationalisierungsbeamten Clyde (Kevin Spacey), der den Weihnachtsmannbetrieb schliessen will.

Mit seiner saloppen Art und den aus der Hüfte geschossenen, zynischen One-Linern hätte man sich durchaus vorstellen können, das Vince Vaughn der Typ ist, der Weihnachten hier den Finger zeigt. "Bad Santa"-Style! Pech gehabt: «Fred Claus» ist einfach ein weiterer, klebriger und moralinsaurer Weihnachtseinheitsbrei à la «Santa Claus», der sich und seine Charaktere zwar in seiner Anfangsphase mit verkniffenem Gesicht präsentiert, doch gegen Ende hin in der üblichen und bis zum Abwinken gewohnten «Ist das Leben nicht schön?»-Sentimentalität versinkt. Zudem tut sich der nervige Vince Vaughn schwer als Sympathieträger: Er spielt auffällig antriebslos - seinem pseudofiesen Fred Claus fehlen die treffenden «Elf»-Gags Will Ferrells und die Dreckigkeit Billy Bob Thorntons ("Bad Santa").

Anlass zum Lachen bietet «Fred Claus» überhaupt selten. Zugegeben, die Idee mit der Selbsthilfegruppe, den «Anonymen Geschwistern», ist zum Schreien. Dort treffen Frank Stallone, Stephen Baldwin und Roger Clinton aufeinander. Doch die Präzision dieses Gags ist leider die Ausnahme. Die meisten der sonst eher flachen Scherze gehen auf Kosten der kürzeren Cast-Mitglieder. Und die eigentliche Zielgruppe des Films, die Kinder, wird mit dem bitteren, hektischen Humor ohnehin nicht zu recht kommen. Darum wurden - immerhin - die Schlägereien mit cartoonesken "Boingboing"-Geräuschen unterlegt.

Regisseur David Dobkin, der mit «Wedding Crashers» einen weitaus überzeugenderen und vor allem lustigeren Film ablieferte, schafft es einfach nicht, eine stimmige und in sich geschlossene Geschichte zu erzählen. Ausserdem wartet «Fred Claus» mit einer durchs Band hässlichen Optik auf - entweder ist die Szenerie überbelichtet oder sie droht in der Dunkelheit zu versinken. Ob der sonst so versierte Kameramann Remi Adefarasin - man denke nur an seine makellose Bildsprache in «Elizabeth: The Golden Age» - vielleicht zu viel am Glühwein genippt hat?

Die digitalen Effekte beschränken sich übrigens hauptsächlich auf flaue Jokes im Frankenstein-Stil, wo berühmt-berüchtigte Köpfe auf fremde Körper gesteckt werden. Wer also schon immer mal sehen wollte, wie Rapper Ludacris mit einem Zwergen-Body ausschaut - in diesem zu grossen Teilen einfallslosen Weihnachtsfilm von der Stange bietet sich die Gelegenheit dazu.

17.02.2024

2

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Kommentare

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raffi44

vor 16 Jahren

ich fand den Film genügend.


skylinelady

vor 16 Jahren

halt ein richtiger Weihnachtsfilm
wenig Humor und viel Kitsch


cineast2001

vor 16 Jahren

Arm dran ist derjenige der im Schatten seines Bruders steht!

Mit einem grandiosen Einfall erleben wir diesmal zu Weihnachten nicht die Abenteuer von Santa Claus sondern die seines Bruders Fred!
Lebt der eine, Santa Claus, auf der Sonnenseite des Lebens, wird verehrt und gefürchtet, lebt der andere sein (ewiges) Leben lang in dessen Schatten und vor allem man wird immer schief angeschaut wenn man wahrheitsgemäß sagt, das man der Bruder von Santa ist!
Kurz gesagt, man hat es nicht leicht im leben.

Welch skurril- komischer Einfall!
Halt wie im richtigen Leben.

Zugegeben, diese Komödie hätte anhand der Besetzung(Giamatti, Vaughn, Spacey, Bates) durchaus "schwärzer" sein können und es wurden auch viele Gags verschenkt und auf einigen immer wieder herumgeritten und es läuft auf ein 08/15- Hollywood- klebriges Weihnachtshappyend heraus, aber das ist nun mal Weihnachten!

Einerseits verkörpert Vince Vaughn seine Rolle, als das ewige „ schwarze Schaf“ der Familie „ Claus“ und als Desillusionierter Bruder der ewiglich im Schatten von Snata steht, glaubhaft und mitfühlend. Man leidet richtig mit und obwohl ich diese Situation nur von Freunden her kenne trifft es doch 100%ig zu. Andererseits, hätten die Drehbuchschreiber etwas mehr an den Gags herumfeilen können, grade die Person des Fred Claus hätte mehr Potential gehabt. Dadurch wirkt der Film an sich doch etwas holprig und tut sich schwer das allgemeine „ Gagniveau“ zu halten, wobei der Humor nie unter die Gürtellinie zielt!

Paul Giamatti als Weihnachtsmann ist auch eine passable Besetzung. Nach „ Shootem Up“, wo er als Killer auftritt, wieder mal eine ungewöhnliche aber doch sehenswerte Erweiterung seines Rollenspektrums.
Kevin Spacey, der vorher bei „ Superman“ Lex Luther verkörperte, als Rationalisierungsexperte, der eigentlich im innersten ein verletztes und enttäuschtes Kind geblieben ist, mal wieder eine Paraderolle die er glaubwürdig zynisch darstellt..
Kathie Bates als Mutter Claus passt auch hervorragend ins Ensemble und man kann wirklich berechtigt mitfühlen, warum sich Fred Claus immer zurückgesetzt fühlte!
Aber trotz der offensichtlichen Schwächen im Drehbuch und das dadurch der Film an sich etwas „ holprig“ wirkt bleibt der Film eher etwas für Erwachsene, da diese die Insider Gags doch mitunter besser verstehen, aber natürlich werden die Kinder auch auf ihre Kosten kommen.

Allein die Gags, Santa Claus schreit nicht nach der Geburt sondern sagt einfach „ Ho Ho“, der von Kevin Spacey verkörperte Charakter wünschte sich als kleiner Junge ein "Superman- Kostüm", den politischen Seitenhieben auf die Globalisierung(Einsparungen bei Feiertagen und anderen Kindergestalten, so z. B. das geplante „ outsourcen“ von Weihnachten an den Südpol und dann von Chinesen gemanagt oder das die Zahnfee nur einen einmaligen Betrag zahlt anstelle pro Zahn, was dem Osterhasen widerfahren ist, ist mir leider entfallen, usw.) und die "Selbsthilfegruppe von Brüder berühmter Menschen( herrlich Frank Stallone, Stephen Baldwin und Roger Clinton) und deren genialen Dialoge in der Szene sind schon allein das Eintrittsgeld wert!
Selbst die Familientherapiesitzung spart nicht mit Seitenhieben auf den amerikanischen „ Way of beeing treated by Psycologists“. Obgleich es beinahe in Amerika zum guten Ton gehört zu einem Psychologen zu gehen, wirkt diese „ Szene“ der Familie Claus so surreal, das sie schon wieder gut ist!

Und die Zyniker, unter den Filmkritikern, die der Moral dieses Films nicht folgen können "Das jedes Kind zu Weihnachten(artig oder unartig) ein Geschenk verdient“ und „ das man sich auch mit seinen berühmteren Brüder zusammen raufen kann“, die werden wahrscheinlich am 24. Besuch von "drei Geistern" bekommen: o)!

Ich wünsche allen Lesern dieses Kommentars und allen Menschen die sich etwas Ruhe zur Weihnachtszeit gönnen und sich diesen Film mit ihren Lieben ansehen und sich wider der Filmkritik verzaubern lassen, ein frohes und zuckersüßes Weihnachtsfest!!

Achtung: Hierbei handelt es sich nur um meine Meinung für die ich keine Gewähr(aber eine Flinte!) übernehme und die Haftung ausschließe!
Zu Risiken und Nebenwirkungen dieses Kommentars lesen Sie bitte die Filmkritik auf "www. cineman. ch" oder fragen Sie bitte an den Kassen Ihres Kinos oder "beschimpfen“ Sie den Regisseur, Darsteller und /oder Produzenten!Mehr anzeigen


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