Neil Young: Heart of Gold USA 2006 – 103min.

Filmkritik

Konzerterlebnis mit Herz

Beatrice Minger
Filmkritik: Beatrice Minger

Jonathan Demme gönnt sich eine Pause vom Spielfilmgeschäft und bringt mit "Neil Young: Heart of Gold" ein Konzert ins Kino.

Um Neil Youngs Werk vorzustellen, müsste weit ausgeholt werden, so Vielseitiges und Einflussreiches hat er in seiner fünfzigjährigen Laufbahn der amerikanischen Rock- und Folkmusikgeschichte hinzugefügt. Doch dafür gibt es Wikipedia. Eine andere Möglichkeit, sich von Neil Youngs Person und Aura beeindrucken zu lassen, bietet sich im Porträt "Neil Young: Heart of Gold". Darin feiert Neil Young zusammen mit seinen besten und jahrelangen Musikerfreunden und Fans die Premiere seines neusten Albums "Prairie Wind" im sagenumwobenen Rayman Auditorium in Nashville.

"Neil Young: Heart of Gold" ist praktisch ein purer Konzertfilm, bei dem Jonathan Demme mit insgesamt neun Kameras das Liveerlebnis dokumentiert. So erhält er Gelegenheit, die Atmosphäre auf der Bühne, quasi mitten im grossen Freundeskreises um Young, einzufangen, womit ihm beeindruckende Aufnahmen gelingen. Man hört förmlich den Präriewind wehen, wenn der Mann mit dem Herzen aus Gold mit Cowboyhut und Stiefeln auf einem einfachen Stuhl sitzt und singt, die Gitarre auf den Knien, die Augen geschlossen. Und wenn er am Klavier sitzt und eine Anekdote aus seinem Leben erzählt, verdeckt der Schatten seiner Hutkrempe seine Augen, wie bei John Wayne, der in den Sonnenuntergang reitet. Daneben sitzt Ben Keith versunken in den Klang der Steel Gitarre, und Emmylou Harris und Pegi Young schauen sich verschmitzt an, während sie Neil Youngs Stimme begleiten. Das sind Bilder von Musikern, die mit Herz und Seele und einer unaufgeregten Selbstverständlichkeit gemeinsam Musik machen. Es entsteht eine Atmosphäre der Freundschaft und Verbundenheit, die noch mehr Gewicht erhält, wenn man weiss, dass sich Neil Young "Prarie Wind" nach einer Hirntumordiagnose von der Seele geschrieben hat.

Jonathan Demme, bekannt für Spielfilmerfolge wie "The Silence of the Lambs" und "Philadelphia", gelingt in seinem neuen Film ein beeindruckendes Porträt über einen der prägendsten Musiker überhaupt. Wer mit Neil Youngs Kopfstimme bereits eine jahrelange Freundschaft pflegt, erhält hier die Gelegenheit, neuen Zugang zum Menschen Young zu finden. Etwas Fan-Goodwill und Geduld muss allerdings schon aufgebracht werden, will man sich auf das Konzertereignis einlassen.

26.04.2021

3

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Kommentare

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baldwang

vor 17 Jahren

Sehr persönlich und berührend.


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