Morgen ist auch noch ein Tag Italien 2023 – 118min.

Filmkritik

Gegen die Gewalt an Frauen

Filmkritik: Marine Guillain

Paola Cortellesis phänomenaler Film «Morgen ist auch noch ein Tag» kommt in die Schweizer Kinos. In Schwarz-Weiss schildert er den unglaublichen Alltag einer Mutter im männerdominierten Rom der Nachkriegszeit.

Mit circa 5 Millionen Zuschauer:innen ist «Morgen ist auch noch ein Tag» in Italien der meistgesehene Film seit der Pandemie. Der Spielfilm der erfolgreichen Schauspielerin, Komikerin, Fernsehmoderatorin und inzwischen auch Regisseurin Paola Cortellesi kritisiert das Patriarchat und die häusliche Gewalt auf eindringliche Weise.

Ein Thema, das traurigerweise noch immer aktuell zu sein scheint: Kurz nach der Veröffentlichung des Spielfilms wurde die 22-jährige Giulia Cecchettin von ihrem Ex-Freund mit einem Messer getötet. Diese Tragödie war der 106. Frauenmord in Italien im Jahr 2023 und zog Tausende von Menschen auf die Strasse. «Morgen ist auch noch ein Tag» stärkte diesen Kampf gegen die Gewalt an Frauen.

Der zwischen Drama und Komödie angesetzte Spielfilm dreht die Zeit zurück und taucht in die 1940er-Jahre ein – kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und kurz bevor Frauen in Italien das Wahlrecht erhielten. Delia (Paola Cortellesi) lebt mit ihren drei Kindern und ihrem gewalttätigen Ehemann Ivano in einer heruntergekommenen Wohnung in einem ärmlichen Viertel von Rom. Die willensstarke Mutter versucht sich mit Gelegenheitsjobs etwas Geld für ein Projekt zurückzulegen, von dem ihr Mann nichts wissen darf. Neben der Gewalt ihres Mannes sind auch die subtilere gesellschaftliche Brutalität im Allgemeinen und die männliche Dominanz in jedem Winkel ihres Alltags auffindbar.

Die Aufnahmen und die Kulissen bieten einen echten Einblick in die Nachkriegszeit. Durch die hervorragenden Leistungen der Schauspieler und Schauspielerinnen kommt der Film in einigen Szenen einem Dokumentarfilm nahe. An dem Film «Morgen ist auch noch ein Tag» fällt direkt auf, dass Paola Cortellesi versucht, das Thema mit Leichtigkeit und Humor aufzugreifen. So verwandelt sich eine grausame Szene häuslicher Gewalt in einen choreografierten Tanz, der mit Poesie und einer fröhlichen Musik unterlegt ist. Wirkt die Situation dadurch noch schockierender und dramatischer? Ja, wahrscheinlich.

Durch seine Übertreibungen und überspitzten Szenen hat der Film stellenweise den Charakter einer Telenovela, was einerseits das Unbehagen und andererseits das Interesse daran verstärkt, dass dieses Thema mit so viel Leichtigkeit, manchmal scheinbar sogar mit Abgeklärtheit behandelt wird. Letztendlich ist der Gedanke an eine bessere Zukunft – für Delia und für alle anderen Frauen – die einzige Rettung aus dieser belastenden und herzzerreissenden Geschichte.

03.04.2024

3.5

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Kommentare

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Tom29

vor 5 Monaten

Gegen diesen Film gibt es nichts einzuwenden. Er ist sehr präzise gemacht und schildert die beklemmende Lage auf äußerst eindrückliche Weise. Herausragend!


tomhorn

vor 5 Monaten

Wuchtig und wichtig! Ein Film, der mir den Kloss im Hals nie ganz verschwinden liess. Trotz einiger kurzer Szenen, die einem zu lachen bringen, ist das Hauptthema der Gewalt in der Ehe bedrückend. Und gerade darum auch wichtig, gezeigt zu werden. Interessanter, unerwarteter Schluss, der das Vorangehende aber nicht vergessen lässt.

Super Schauspielleistung, sehr sorgfältig gemacht, schön ausgestattet und realistisch in den späten 40er-Jahren spielend. Empfehlenswert!Mehr anzeigen


eleven7

vor 5 Monaten

wundervollä film! luegä!


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