CH.FILM

Grosser Baum auf Reise Georgia, Deutschland, Schweiz 2021 – 92min.

Filmkritik

Ein Baum auf hoher See

Filmkritik: Teresa Vena

Was für ein surrealistisches Spektakel: Mit enormem Aufwand werden alte, hohe Bäume ausgegraben, um übers Wasser zu einem reichen Mann transportiert zu werden, der sie in seinem Garten wieder einpflanzen will. Das könnte die Geschichte eines fantastischen Spielfilms sein, eine erdachte Dystopie. Sie ist aber die Realität, die die georgische Regisseurin Salomé Jashi in ihrem bildgewaltigen, poetisch-philosophischen Dokumentarfilm einfängt. Mit einer schon fast ironisch wirkenden Trockenheit zeigt sie, wie eine Schar Männer an den Wurzeln des Baumes hantieren, eine komplizierte Stützkonstruktion verbauen und einer dieser stillen, duldsamen Riesen nach dem anderen über die erdigen Strassen und schliesslich übers Wasser auf eine Reise mit ungewissem Ausgang schicken.

«Taming the Garden» wirft eine Vielzahl von Fragen auf. Ganz konkrete über die technische Machbarkeit eines solchen Vorhabens, wie es im Zentrum des Films steht, aber auch existenzielle, metaphysische, die den Mensch betreffen. Fragen zum Thema Heimat, was bedeutet Entwurzelung und wie passt man sich in einer neuen Umgebung an, ob man sie sich selbst aussucht oder nicht? Um Gier geht es auch. Wieso können wir etwas Schönes nicht einfach geniessen, ohne es unbedingt besitzen zu wollen? Das Verhältnis des Menschen zur Natur ist gestört, das zeigt der Film weiter. Wir glauben, wir sind ihre Gärtner.

18.10.2022

4

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Kommentare

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thomasmarkus

vor 2 Jahren

Von Menschen und Bäumen:
Poetische Bilder. Gegerbte Gesichter. Verpflanzte Bäume.
Im Gartenbild am Schluss wachsen sie fast paradiesisch,
und müssen doch gehalten, gebunden und gewässert werden.
Geld frisst Natur und schafft Gartenkultur.
Eine Metapher vielleicht – wofür?


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