Get Out USA 2017 – 104min.

Filmkritik

Rat mal, wer zum Essen kommt

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Jordan Peele hat über Jahre hinweg an dem Drehbuch zu Get Out gearbeitet. Inspiriert wurde er von The Stepford Wives, aber auch von George A. Romeros Night of the Living Dead. Die Geschichte, die er zu erzählen hat, ist aber dennoch eine gänzlich eigenständige, die von einer gehörigen Portion Paranoia getragen wird.

Chris besucht mit seiner Freundin deren Familie, ist sich aber unsicher, wie gut die darauf reagieren werden, dass er schwarz ist. Allerdings wird er für das gross angelegte Familienfest freundlich aufgenommen, ein Gefühl des Unbehagens bleibt jedoch. Immerhin ist er der einzige Schwarze hier. Umso erfreuter ist er, als er doch noch einen anderen trifft. Aber dieser benimmt sich ausgesprochen merkwürdig, fast so, als stünde er unter Trance. Doch dann hat er einen klaren Moment und warnt Chris, dass er von hier verschwinden muss...

Man merkt dem Film an, dass Peele sich mit dem Schreiben des Drehbuchs Zeit gelassen hat. Ebenso, dass er sich ausgiebig Gedanken darüber gemacht hat, welche Bilder er überhaupt einfangen will. Denn was er hier bietet, ist ein technisch extrem gelungener Film, der mit surreal anmutenden Bildern arbeitet. Peele zielt auf das Unterbewusstsein des Zuschauers ab, er erzeugt ein konstantes Gefühl der Bedrohung, das nicht greif-, wohl aber spürbar ist. Damit ergeht es dem Publikum ebenso wie der Hauptfigur, die sich in einer Welt gefangen findet, in der irgendetwas nicht stimmt.

Dabei lässt sich Get Out Zeit. Er konzentriert sich darauf, die Hauptfigur genau zu definieren, unterstützt von einer grandiosen Darstellung des jungen Briten Daniel Kaluuya. Dabei entfaltet Get Out echte Horror-Stimmung, die sich nicht über billige jump scares oder eine Flut von Effekten definiert, sondern weit zerebraler ist. Der Schrecken entfaltet sich, wenn man versteht, was hier vor sich geht. Denn das ist um Welten gruseliger und angsteinflössender, als es jede Horror-Konvention sein könnte.

Der Weg zu dieser Enthüllung ist famos gestaltet, bildgewaltig, eindringlich und auf die Figuren konzentriert. Das mag nicht jedem Horror-Fan schmecken, es macht Get Out jedoch zu einem phänomenalen Vertreter seiner Genre-Gattung, der im Verlauf der Geschichte mit einigen Überraschungen aufwarten kann.

Das gilt umso mehr, weil Peele seinen Film auch für einen sozialkritischen Kommentar nutzt, ohne jedoch ins Predigen zu verfallen. Das macht Get Out smarter und wichtiger, als man dem Genre gemeinhin zuschreiben würde, da er auch von der Atmosphäre lebt, die in seinem Entstehungsland vorherrscht.

20.02.2024

5

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Kommentare

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Swisscheese

vor 3 Jahren

Meisterwerk, keinen besseren Horrorfilm gesehen seit diesem. Schwer zu toppen


zida13luse

vor 6 Jahren

bester horrorfilm 2017 auf jedefall.. ob es der beste film ist weiss ich nicht.. aber es hätte potenzial


Patrick

vor 6 Jahren

Nachtrag:Get Out Gewann den Oscar 2018 fürs Beste Original Drehbuch,und konnte sich somit gegen Three Billboards Outside Ebbing,Missouri durchsetzen.


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