The Neon Demon Dänemark, Frankreich, USA 2016 – 117min.

Filmkritik

Neonfarbene Misogynie

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Nicolas Winding Refn war noch nie ein Regisseur, der es seinem Publikum leicht gemacht hat. Mit dem gewalttätigen, ultraharten Drogenthriller Pusher begann der Däne 1996 seine Karriere, der internationale Durchbruch gelang mit dem kaum weniger brutalen und drastischen Häftlingsporträt Bronson und den blutigen Vahalla Rising inszenierte er praktisch als Stummfilm.

Selbst sein bislang größter Erfolg Drive, in dem Ryan Gosling die Hauptrolle spielte und mit dem Winding Refn endgültig in den Coolness-Olymp des Kinos erhoben wurde, widersetzte sich so vielen Konventionen, dass es in den USA Kinozuschauer gegeben haben soll, die ihr Geld zurückhaben wollten, weil ihre Rennfahrerfilm-Erwartungen nicht erfüllt wurden.

Nun kehrte der in den USA aufgewachsene Däne mit The Neon Demon zurück in den Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes, wo er vor drei Jahren für Only God Forgives Buhrufe geerntet hatte – und spaltete einmal mehr das Publikum. Verständlicherweise, denn sein neuer Film, der von der noch nicht volljährigen Jesse (Elle Fanning, allein vom Typ her ideal besetzt) handelt, die sich als Model ganz allein in der Fashion-Szene von L.A. durchschlagen will, hat auf den ersten Blick viel zu bieten.

Visuell jedenfalls ist The Neon Demon betörend. Winding Refn und seine Kamerafrau Natasha Braier arbeiten auf faszinierende Weise mit Neonlicht sowie satten Pink-, Lila- und Blautönen, setzen auf Stroboskop-Effekte und den cinematografischen Reiz von Los Angeles sowie einem fotogenen Ensemble, zu dem auch Shooting Stars wie Bella Heathcote oder Karl Glusman sowie Ikonen wie Keanu Reeves und Christina Hendricks gehören. Dazu kommt – wie schon bei Drive und Only God Forgives – die elektropoppige Filmmusik, die fließend übergeht etwa in einen Song von Pop-Exzentrikerin Sia. Wäre The Neon Demon eine Modenschau oder eine (mit Musik unterlegte) Fotostrecke in einem Hochglanzmagazin – es gäbe nichts zu meckern.

Doch Winding Refn ist weder Fotograf noch Art Director, sondern Filmemacher, und leider scheint er vergessen zu haben, dass cool nicht auch gleich kalt heißen muss. Und nicht nur das: er hat leider auch nicht wirklich etwas zu erzählen. Zwar treibt er auch ohne viel Handlung die Atmosphäre in Richtung Horror und Gruselthriller vorwärts, inklusive Kannibalismus- und Nekrophilie-Elementen. Doch als Metaphern für die Mode-Industrie und das Model-Dasein bleibt das alles plump und platt, tiefer schürfen als knapp unter der schicken Oberfläche tut Winding Refn nicht. Nicht einmal den frauenfeindlichen Mechanismen, die er in The Neon Demon zu kritisieren vorgibt, kann er sich entziehen – und degradiert seine Protagonistinnen seinerseits zu wandelnden Klischees, die bloß gut auszusehen haben.

20.02.2024

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Kommentare

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as1960

vor 8 Jahren

Ästhetisch Bilder, coole elektronische Musik... damit kann "The Neon Demon" punkten. Aber leider handelt es sich nur um interessant verpackten Mist. Um die Oberflächlichkeit und Belanglosigkeit der Modewelt zu zeigen gebe es sicher bessere Mittel als einen belanglosen und oberflächlichen Film zu drehen. Ich glaube es soll sogar ein Horrorfilm sein? Ok, der Film ist so schlecht, dass man die 2 Stunden als Horror empfindet.Mehr anzeigen


Filmenthusiast

vor 8 Jahren

Küssen und Selbstbefriedigung mit einer Leiche, Vergewaltigung einer 13-jährigen, Ermordung einer 16-jährigen, Urinieren auf den Boden - wems gefällt kann sich diesen Film anschauen gehen.


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