Lady Macbeth Grossbritannien 2016 – 89min.

Filmkritik

Die Böse und ihr Bad Boy

Leslie Leuenberger
Filmkritik: Leslie Leuenberger

Vom unterdrückten Mädchen zur kaltblütigen Mörderin. Lady Macbeth ist ein düsteres Märchen, angesiedelt im viktorianischen England des 19. Jahrhunderts. William Oldroyds fantastischer Debütfilm hat zwar nicht viel mit Shakespeare am Hut, brennt sich einem aber ins Gedächtnis ein.

Lady Katherine klammert sich am Stuhl fest. Mit Gewalt schnürt ihr die Zofe das Korsett enger. Danach kämmt sie ihr die langen braunen Haare glatt. So energisch, dass es auch dem Zuschauer die Tränen in die Augen treibt.

Die 17-jährige Katherine lebt ein von Gewalt und Isolation geprägtes Leben. Als Frau von Alexander, Sohn des wohlhabenden Minenbesitzers Boris, ist es ihre eheliche Pflicht, der Familie einen Erben zu gebären. Ein schwieriges Unterfangen, denn Alexander empfindet weder Zuneigung noch Verlangen für Katherine. Als Alexander und sein Vater den Hof für längere Zeit verlassen, stürzt sich Katherine in eine wilde Affäre mit dem aufmüpfigen Stallburschen Sebastian, einem Bad Boy mit einer sadistischen Ader. Dieser Akt der Rebellion entfacht in ihr ein Feuer. Als Herrin des Hauses entpuppt sich Katherine als egoistische, aggressive Tyrannin. Die anfängliche Sympathie für die charismatische Brünette verfliegt spätestens dann: Getrieben vom Machthunger lässt sich Katherine nicht mehr stoppen. Die Unterdrückte findet Gefallen am Unterdrücken der anderen, geht über Leichen, wenn es sein muss.

Lady Macbeth ist William Oldroyds Spielfilmdebüt. Den Briten kannte man bisweilen als Opern- und Theaterregisseur. Obwohl der Filmtitel unweigerlich an die Klassiktragödie Macbeth denken lässt, hat Oldroyds Film mit Shakespeare gänzlich wenig zu tun. Das Drehbuch von Alice Birch ist eine Adaption angelehnt an Nikloai Leskovs Novelle „Lady Macbeth von Mzensk“. Birchs Version geht über die blosse Liebestragödie hinaus. Entstanden ist eine explosive Geschichte über Klasse und Rasse, Macht und Gewalt.

Lady Macbeth, ein hochkomplexes Drama, ist von A bis Z gelungen: Ein hervorragendes und überraschendes Drehbuch, eine stilsichere Inszenierung, starke, sich einbrennende Bilder und eine brillante Darbietung des Casts. Allen voran Florence Pugh in der Rolle der intriganten Katherine: Die 21-jährige Britin nimmt den Zuschauer von der ersten Sekunde an in den Bann. Pugh wird derzeit als neues Newcomer-Talent gefeiert. Von ihr wird man in Zukunft sicherlich noch mehr sehen.

05.04.2024

5

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Kommentare

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gimir

vor 7 Jahren

Brillant umgesetztes Drama mit eindrücklichen Protagonisten! Man weiss nie, was als nächstes kommt, deshalb bleibt die Spannung bis zuletzt aufrecht erhalten.


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