Worlds Apart - Enas Allos Kosmos Griechenland 2016 – 103min.

Filmkritik

Ein griechischer Liebesreigen

Stefan Staub
Filmkritik: Stefan Staub

Grosse Gefühle vor dem Hintergrund einer ökonomischen Krise. In Worlds Apart erzählt Christopher Papakaliatis drei mythologisch überhöhte Liebesgeschichten und verknüpft diese mit den sozialen und politischen Unruhen im heutigen Griechenland. Das Spiel mit den Emotionen beherrscht er perfekt. Der Liebesreigen geht ans Herz, ohne in Sentimentalitäten abzudriften. Das einheimische Publikum hat dies goutiert: Worlds Apart wurde in Griechenland zu einem Grosserfolg an der Kinokasse.

Ausgehend von der Legende um «Eros & Psyche» entspinnen sich drei Liebesgeschichten aus drei Generationen und aus jeweils unterschiedlichen Kulturen und sozialen Schichten: Eine junge Studentin aus Athen verliebt sich in einen Flüchtling aus Syrien, ein Familienvater in der Beziehungskrise tauscht sein Antidepressivum gegen eine leidenschaftliche Affäre mit einer schwedischen Unternehmensberaterin ein und ein deutscher Geschichtsprofessor in Pension verguckt sich vor dem Supermarkt in eine griechische Hausfrau. Ähnlich wie in der Vorlage aus der Mythologie spielen sich die Liebesgeschichten allesamt heimlich oder gar im Verbotenen ab. Während die kulturellen Barrieren durch die Liebe überwunden werden, drohen sie jedoch an den sozialen und politischen Problemen Griechenlands zu scheitern.

Christopher Papakaliatis hat den Film produziert, die Regie geführt, das Drehbuch geschrieben und spielt eine der Hauptrollen. Er prägt die Inszenierung auf allen Ebenen, ähnlich wie Woody Allen, dem er auch musikalisch Tribut zollt, indem er jede seiner Liebesgeschichten mit einem schnulzigen amerikanischen Schlager untermalt. Oft gehen die Emotionen hoch. Mit seinem flächendeckenden Soundteppich und seiner nicht immer subtilen Symbolik hat die Inszenierung zuweilen etwas Opernhaftes. Dass die Geschichte trotzdem nicht in den reinen Kitsch abdriftet, ist nicht zuletzt dem durchwegs nuancierten Spiel seiner Darsteller zu verdanken. Der Hollywoodschauspieler J.K. Simmons, der neben seiner Rolle als Geschichtsprofessor auch als Erzähler auftritt, verkörpert seinen Part mit einer souveränen Leichtigkeit und fügt sich damit nahtlos in das überzeugende Darstellerensemble ein. Zudem erweist sich Papakaliatis als gewiefter Erzähler, dem es immer wieder gelingt, den dramatischen Pathos der Geschichte mit humorvoll verspielten Momenten zu kontrastieren.

Zwar treten die sozialen Fragen und Probleme, die der Film aufwirft, angesichts der dramatischen Liebeswirren letztlich in den Hintergrund. Unter dem Strich ist Worlds Apart bestes europäisches Unterhaltungskino, das auch ausserhalb Griechenlands ein grosses Publikum verdient hat.

10.04.2024

4

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Kommentare

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Yvo Wueest

vor 7 Jahren

Kommunion verlorener Seelen oder eine griechische Antwort auf „Babel“?

Der Angebeteten über Monate nachmittags im Supermarkt aufwarten und neben Zuwendung Früchte und Gemüse schenken ... dies beobachten wir in einer der drei schlüssig gezeichneten Episoden in diesem sehenswerten, mit Julia-und-Romeo-Motiven beginnenden Film.
Doch das Drama gewinnt früh an Fahrt und zeigt über den griechischen Kontext -in Zeiten der Krise, des Niederganges des Mittelstandes und dem Aufkommen faschistischer Banden- eine aus den Fugen geratene Gegenwart, oder gar Dystopie.
Neben der Erzählstruktur, den geschickt verknüpften Biographien und Hintergründen, überzeugt der Film durch die Leistung des Regisseurs und Giorgos-Darstellers, Papakaliatis: soll er die Wahrheit und damit seine Affäre ans Licht holen, oder weiter sein Leiden am Zerbrechen der Ehe und dem mörderischen Druck des Managements mit dicken Pillen verdrängen?Mehr anzeigen


Leonie

vor 7 Jahren

Endlich ist sie da die griechische Antwort auf die Krise. Ein wunderbarer Film mit Weltklasse-Niveau, der zeigt, was die Menschen verschiedensten Alters in Griechenland heute durchmachen. Trotz des ernsten Themas schafft es der Regisseur Leichtigkeit zu bewahren und zu zeigen, was dieses Land alles ausmacht: seine grosse Kultur, seine wunderbaren Menschen und natürlich die griechische Mythologie mit Eros und Psyche. Grosses Kompliment für dieses filmische Highlight!Mehr anzeigen


adelar

vor 7 Jahren

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