Eltern Deutschland 2013 – 99min.

Filmkritik

Viel Arbeit

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Es ist eben kompliziert: In Robert Thalheims neuem Film Eltern steht das Modell der modernen Familie auf dem Prüfstand.

Ob eine Kinderparty schmeissen, ein Pipi-Moment im Auto, oder den verstorbenen Hamster Specky in Würde beerdigen: Konrad (Charly Hübner) hat als Familienvater für jede erdenkliche Situation eine treffliche Antwort parat. Befreundete Mütter beneiden Christine (Christiane Paul) demnach auch um ihren Mann, der den Haushalt mitsamt den Töchtern Emma (Emilia Pieske) und Käthe (Paraschiva Dragus) managt, während sie als Anästhesistin in einem Krankenhaus arbeitet.

Nach einer längeren Auszeit fiebert Konrad seiner Rückkehr als Theaterregisseur entgegen. Fortan soll die junge Argentinierin Isabel (Clara Lago) dem doppelt berufstätigen Paar den Rücken freihalten. Kurz nach ihrer Ankunft stellt sich aber heraus, dass Isabel schwanger ist, und im Zwiespalt: Baby ja oder nein? Konrad und Christine kümmern sich um sie, was gleichwohl bedeutet, ein erwachsenes drittes Kind im Hause zu haben. Das verändert die Situation grundlegend - bei Konrads Arbeitsantritt hängt der Familiensegen von Tag Eins weg schief.

Die Zeiten, in denen die Rollenverteilung in der Familie klar war, sind bekanntlich vorbei. Dumm nur, dass sich Zeit als physikalische Grösse der Evolution verweigert hat. Ein Tag hat immer noch 24 Stunden - darin Elterntum und Berufstätigkeit beider Partner einzufüllen, führte dereinst zu der obskuren Wortverbindung von "Familie" und "Management", die Robert Thalheim (Netto, Am Ende kommen Touristen) hier hintersinnig adressiert.

Bekanntlich geht der Krug so lange zum Brunnen, bis er bricht. Ob das am Ende auch bei Konrad und Christine der Fall sein wird, darüber lässt uns Eltern im Unklaren. Die Risse entstehen indes verheerend schnell. Aus der anfänglichen Familienkomödie kristallisiert sich ein Drama heraus, in dem Familienwerte und berufliche Selbsterfüllung auf festem Kollisionskurs bleiben. Partei zu ergreifen fällt schwer, sind doch beide Elternteile an der Krise schuld - und beide nicht. Eher hält man zu den Kindern, die sich in Verständnislosigkeit üben.

Gespielt ist diese keineswegs bleierne Dekonstruktion der "happy family" hervorragend. Einzig manche Sätze der zehnjährige Käthe scheinen ihr etwas gar altklug in den Mund gelegt. Ansonsten aber arbeitet Eltern die Thematik der modernen Familie und ihren Herausforderungen in nachvollziehbarer wie unterhaltsamer Art und Weise auf.

18.02.2024

4

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