Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat Deutschland, USA 2008 – 120min.

Filmkritik

Claus Supermann Graf von Stauffenberg

Benedikt Eppenberger
Filmkritik: Benedikt Eppenberger

Noch bevor ihn überhaupt jemand gesehen hatte, wurde Bryan Singers Stauffenberg-Film bereits entweder als «Lektion in Mut und Heldentum» gefeiert oder aber wegen Hauptdarsteller Tom Cruise als «Scientologen-Machwerk» verdammt. Es kann Entwarnung gegeben werden: «Valkyrie» ist ein durchschnittlich misslungener Film.

Als die Verschwörer gegen Hitler zum ersten Mal in ihrem von Arroganz und Standesdünkel geprägten Leben etwas richtig machen wollten, haben sie es versiebt. Die von Claus Schenk Graf von Stauffenberg (Tom Cruise) am 20. Juli 1944 neben Adolf Hitler (David Bamber) platzierte Bombe ging zwar hoch, tötete den Diktator aber nicht. Der folgende Staatsstreich war ohne Chance und wurde von den Nazis schnell niedergeschlagen. Nicht versiebt hatten die Verschwörer zuvor all die Kriegszüge, mit welchen Deutschland seit 1939 die Welt terrorisierte. Hier killten die noblen Herren der Wehrmacht noch mit grösster Präzision. Solange Hitler siegte, liessen seine willigen Vollstrecker die Sau raus. Als man dann begriff, dass sich Hitler mit dem Erobern und Morden wohl übernommen hatte, beschloss eine Gruppe von Offizieren ihren offensichtlich unfähigen Kriegsherren aus dem Weg zu räumen. Von Stauffenberg und seine Mitverschwörer wollten Hitler nicht töten, weil er einen Weltkrieg angezettelt hatte, sondern weil er ihn zu verlieren im Begriffe war.

Als das Verlagshaus Burda vor etwas mehr als einem Jahr den höchsten Orden der deutschen Unterhaltungsindustrie, den «Bambi», Tom Cruise in die Hand drückte, kriegte der Scientologe das goldene Rehkitz in der Kategorie «Courage». Mut attestierte man dem Schauspieler (und Produzenten) vor allem dafür, Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein Gesicht zu geben und seine Tat mit dem Hollywoodfilm «Valkyrie» über Deutschland hinaus bekannt machen zu wollen. Als ob es dafür besonders viel Mut bräuchte. Als ob die Welt ausschliesslich von Nazis bewohnt wäre, die jede Gelegenheit nutzen, um gegen den Verräter von Stauffenberg zu pöbeln. Mutig gewesen wäre, wenn Regisseur Bryan Singer und Autor Christopher McQuarrie am sorgfältig gepflegten Heldenimage Stauffenbergs gekratzt und ihn als das dargestellt hätten, was er eben und vor allem auch gewesen ist: Ein Pfeiler jener Gesellschaft, die Hitlers Mordmaschinerie viel zu lange durch dick und dünn getragen hat.

Aber so, wie Stauffenberg in «Valkyrie» porträtiert wird, verliert der Hitlerattentäter jede Abgründigkeit und schwebt, heiligengleich, über den Bunkern. Nahtlos knüpft der Regisseur so an seinen «Superman Returns» an, jenen Neuaufguss des «Stählernen», der 2006 in die Kinos kam und dabei weniger eine Comicverfilmung als vielmehr eine sterbenslangweilige Predigt in einer überdimensionierten Kathedrale war. Nicht dass «Valkyrie» ohne Spannung wäre. Die Schauspieler, allen voran Tom Cruise, Bill Nighy und Thomas Kretschmann haben ihre Momente. Flott ist das Ganze allemal inszeniert. Allein, das können andere Filme von sich auch behaupten. Allerdings erheben diese nicht den Anspruch, als filmische Wunderprüfung die Voraussetzung für die Heiligsprechung eines gescheiterten Hitlerattentäters zu schaffen.

17.02.2024

3

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Kommentare

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Knäckebrot77

vor 10 Jahren

Sehr spannend!
Interessantes Drama!


movie world filip

vor 13 Jahren

cruise als deutscher... na ja... die story ist aber recht interessant


shevazri

vor 15 Jahren

Valkyrie ist ein herrlicher Film, für Liebhaber von schön inszenierten Dramen mit herrlicher Schauspielerischen Leistungen. Die wenigen Actionszenen haben herrlicher Choreos.


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