Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders Frankreich, Deutschland, Spanien, USA 2006 – 147min.

Filmkritik

Die filmische Schönheit des Gestankes

Filmkritik: Irene Genhart

«Das Parfum» ist ganz unzweifelhaft Tom Tykwers bisher bester Film. Doch er vermag der faszinierenden Dämonie seiner literarischen Vorlage - Patrick Süskinds gleichnamigem Bestseller aus dem Jahre 1985 - leider nicht wirklich gerecht zu werden.

Gut zwanzig Jahre ist es her, dass mit «Das Parfum» einer der erfolgreichsten deutschen Romane des letzten Jahrhunderts erschien. «Die Geschichte eines Mörders» lautete sein Untertitel; in Erinnerung haften geblieben ist allerdings weniger die Story, als vielmehr der Abscheu und Ekel, die der Protagonist bei seinen Mitmenschen auslöste. Und natürlich der phänomenale Gestank, welcher den Roman quasi begleitete: Kaum je hat ein Schriftsteller die riechenden Seiten des Lebens derart präzise in Worte gefasst, wie Patrick Süskind in «Das Parfum».

Lange Zeit hat Süskind gezögert, die Filmrechte an seinem Buch zu verkaufen. Nun aber ist es geschehen: Tom Tykwer, für seinen Ästhetizismus bekannter Regisseur von Filmen wie «Lola rennt» und «Heaven», hat Süskinds Roman auf die Leinwand gehoben, und eines sei vorweggenommen: Der Film duftet nicht. Er duftet nicht nur nicht, weil Filme - auch wenn die Geschichte des Kinos etliche Duftfilm-Experimente verzeichnet - nicht duften können. Er duftet auch nicht im Sinne von Süskinds Roman: Tykwers Versuche, Süskinds ellenlangen Beschreibungen von Gerüchen und Düften filmisch umzusetzen - etwa durch die Grossaufnahme von bebenden Nasenflügeln oder eine Kamerafahrt in die Tiefe einer Babynase - sind nicht nur leicht peinlich, sondern zum Glück auch selten.

Was nun noch lange nicht heisst, dass «Das Parfum» kein guter Film ist. Im Gegenteil. Fotografiert von Frank Griebe ist «Das Parfum» ein mit viel Liebe zum Detail gedrehtes, bilderprächtiges Epos. Maske und Kostüme sind grossartig, Setting und Design perfekt. Die Schauspieler - unter ihnen Grössen wie Dustin Hoffman, Alan Rickman und Rachel Hurd-Wood - spielen grandios. Und die dreizehn Frauen, die Grenouilles Opfer spielen, sind alle exquisite Schönheiten.

Viril, gut aussehend und in seiner Suche nach dem besten Geruch der Welt eher ein verzweifelter Einzelgänger, denn ein von unstillbarer Gier Getriebener ist der vom Briten Ben Whishaw gespielte Jean-Baptiste Grenouille - und an dieser Stelle beginnt man mit Tykwers Film zu hadern. Denn die Verwandlung des im Roman zunehmend dämonischer erscheinenden, orgiastisch-mordenden Parfumeurs Grenouilles zum biederen Serienkiller, der die meisten seiner Opfer brav ausserhalb Kamerasichtweite umbringt, beraubt die Story ihres teuflischen Kerns. Just darin nun aber steckte die schauerliche Faszination von Süskinds Roman, von der in Tykwers Film nun leider kaum mehr etwas zu finden ist.

25.11.2020

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Kommentare

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Tatschi82

vor 11 Jahren

Ich liebe das Buch und hätte nie gedacht, dass sich diese Geschichte tatsächlich so gut als Film umsetzen lässt - super!


movie world filip

vor 12 Jahren

das buch ist besser, der film unterhaltsahm... schöne bilder, nicht slecht


robadi

vor 17 Jahren

Wunderbares Bühnenbild, Kostüme und Maske bei eher langatmiger Geschichte.


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