Der Fluch der goldenen Blume China, Hongkong 2006 – 114min.

Filmkritik

Bildliche Kraftmeierei

Beatrice Minger
Filmkritik: Beatrice Minger

"The Curse of the Golden Flower" vom chinesischen Regisseur Zhang Yimou ist ein dramatisches Familienporträt einer Königsfamilie mit shakespearschen Zügen und blutigem Ende.

Alles ist perfekte Choreographie in Zhang Yimous jüngstem Film "The Curse of the Golden Flower". Die Dienerinnen schrecken zu Tagesanbruch auf das Startsignal des Gongs synchron von ihren Gemächern auf, das Ankleidezeremoniell der in Gold erstarrten Robe der Königin findet in perfekt orchestrierten, unsichtbaren Bewegungen der Zofen statt, und ein Meer von gelben Blumen wird zum Chrysanthemenfest von herumwuselnden Dienern sorgfältig im Innenhof aufstaffiert.

Doch hinter der durchdesignten Fassade droht der Zerfall. Die Geschichte könnte von Shakespeare sein, doch ein Bühnenstück des chinesischen Autors Cao Yus von 1933 dient als Vorlage: Als der zweite Sohn des Königs aus dem Krieg zurückkehrt, findet er seine Familie in angespanntem Zustand vor. Während seiner Abwesenheit haben sich die Familienmitglieder in Verstrickungen und Intrigen verfangen - Missgunst, Hass und Machtgier bestimmen die Beziehungen untereinander. Ironischerweise am Chrysanthemenfest, einem Anlass der Reinigung und Entgiftung, welches einer der wichtigsten Festivitäten in der Tang-Dynastie darstellt, nimmt das Kräftemessen seinen Höhepunkt.

Zhang Yimou, der zusammen mit Kaige Chen zu den erfolgreichsten Filmemachern Chinas gehört, wurde im Westen vor allem durch seine begeisternd schönen Martial Arts Filme "Hero" und "House of Flying Daggers" bekannt. Wer in "Curse of the Golden Flower" nun herumwirbelnde und -fliegende Kämpfer erwartet, wird jedoch enttäuscht. Die Kämpfer tragen schwere Rüstungen in schweren Stiefeln, statt leichte Jutenstöffchen. Die raren Kämpfe werden mit riesigen, unhandlichen Schwertern ausgeführt, meistens aber werden die Helden und Heldinnen mit fiesen Wurfsäbeln, die an Ketten durch die Luft zurren, von hinten überrascht. So goldig und lichtdurchflutet der Palast auch glänzt, die Ornamentik wirkt überladen und schwerfällig. Alles strotzt und protzt und fordert dem Zuschauer viel visuelle Ausdauer ab.

Zhang Yimou, der dank seinen früheren Filmen wie "Raise the Red Latern" eher als regimekritischer Filmemacher galt, erwähnt nun im Interview zu "Golden Flower", dass er neben den namhaften Stars wie Gong Li ("2046", "Miami Vice") und Chow Yun-Fat ("Crouching Tiger, Hidden Dragon") mit ca. 1000 Statisten arbeiten konnte, wobei sich freundlicherweise die chinesische Volksarmee zur Verfügung stellte. Die chinesische Regierung wiederum zeigte sich enttäuscht, als Yimou nur mit einem Oscar für die Ausstattung nach Hause kam, die Kulturmarke China sei nicht genügend präsent gewesen. Das macht nachdenklich. Auch vor dem Hintergrund, dass die Weltpremiere von "Lost in Bejing" von Yu Li an der diesjährigen Berlinale fast an den Zensurbehörden Chinas gescheitert war.

10.11.2020

3

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Kommentare

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raffi44

vor 16 Jahren

ich fand den Film genügend.


philm

vor 17 Jahren

Die Massenszenen sind real. Das alleine ist schon beeindruckend (nebst der wirklich pompösen Kulisse). Die Handlung ist in den ersten 3/4eln des Filmes eher ruhig (Einführen der gut gespielten Charaktere, Intrigengeschichte), erst am Schluss gibt es einen wirklichen Showdown. Weniger ein Actionfilm wie Hero oder CTHD.Mehr anzeigen


stephanmandela

vor 17 Jahren

Tragik sehr gut aufgebaut. Spannende Geschichte. Die Königin und der erste Prinz wurden sehr überzeugend gespielt.


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