Unterwegs nach Cold Mountain USA 2003 – 146min.

Filmkritik

Eine Chronik von Liebe und Schmerz

Björn Schäffner
Filmkritik: Björn Schäffner

Potz Pulverdampf und Herzeleid: Jude Law und Nicole Kidman kämpfen im Getümmel des Sezessionskriegs für ihre Liebe. Anthony Minghellas "Cold Mountain" zeigt Blut, Schweiss und Tränen. Und viel Willen zum Oscar.

Kürzlich in Hollywood: Nicht schlecht staunte die Filmindustrie, als bekannt wurde, dass das Südstaatenschwergewicht "Cold Mountain" in der Kategorie "Bester Film" keine Oscar-Nomination erhalten hatte. Ausgerechnet den fettesten Brocken, den der Independent-Riese Miramax darzubieten hatte, hatte die Academy verschmäht. Eine Überraschung, zumal das New Yorker Studio die Awards schon fast traditionell dominiert und auch dieses Jahr mit fünfzehn Nominierungen vertreten ist, sieben davon allein für "Cold Mountain". Eine Überraschung auch deshalb, weil der Streifen exakt den Teppich webt, auf dem es sich die Oscar-Helden für gewöhnlich gemütlich machen: Eine hochkarätig besetzte, hochglänzend fotografierte und hochgradig dramatische Geschichtslektion. Über nichts weniger als die Geburtsstunde der modernen USA: Den Sezessionskrieg.

Mit entsprechendem Getöse gehts zur Sache. Soldat Inman (Jude Law) kämpft in den Schützengräben um Leib und Leben. Und um seine Liebe: Ada (Nicole Kidman), die im ländlichen North Carolina inständigst auf Inmans Rückkehr wartet. Als Inman verwundet wird, begibt er sich auf den gefahrenvollen Weg zurück zu Ada. Eine homerische Odyssee, mehr noch: Eine Kriegsgroteske. Da ist der Pfarrer (Philip Seymour Hoffmann), der seine schwarze Geliebte umbringen will, weil diese schwanger ist. Da ist die alte Kräuterfrau (Eileen Atkins), die ihre Ziege krault, um ihr dann die Gurgel aufzuschlitzen. Da sind die allgegenwärtigen Bürgerwehren, die es auf Deserteure und abtrünnige Sklaven abgesehen haben. Auch daheim in Cold Mountain zeigt der Krieg seine hässliche Fratze. Beistand erhält Ada aber von der burschikosen Ruby (Renée Zellweger), die ihr zeigt, wie man auf einem Hof zum Rechten schaut und mit einer Flinte rumfuchtelt.

Es ist eine Gesellschaft ausser Rand und Band, die Anthony Minghella in seinem bildgewaltigen Epos porträtiert. Der britische Regisseur mit dem Flair für Literaturverfilmungen ("The English Patient", "The Talented Mr. Ripley") stellt auch in seinem neustem Werk unter Beweis, wie sehr ihm Kostümstoffe liegen. Man darf Minghella nachsehen, dass sich seine Adaption des Buchs von Charles Frazier erst nach einiger Zeit zur vollen Spannung aufschwingt, und ebenso, dass der Film bisweilen wie ein Südstaatenakzent-Wettbewerb für Hollywood-Stars wirkt. Nur selten gerät "Cold Mountain" unter Kitschverdacht, was bei einer derart geballten Ladung an blutgetränkten Pfützen (Kamera: John Seale) und zerfledderten Sternenbannern (Ausstattung: Dante Ferretti) keine Selbstverständlichkeit ist.

Hat Minghella mit "Cold Mountain" ein "Gone with the Wind" für die Dotcom-Generation abgedreht? Wohl nicht von ungefähr erstrahlt auf beiden Filmplakaten der Abendhimmel in erhabenem Orange. Doch so monumental die Produktion geraten ist, so hoch erhobenen Kopfes ist "Cold Mountain" ans Oscar-Rennen getrabt. Symptomatisch ist die Arroganz einer Renée Zellweger, die als beste Nebendarstellerin nominiert ist. Ihre kalkulierten Grimassen scheinen in "Cold Mountain" durchs Band zu wimmern: Her mir dem Goldknaben, denn wisst, meine Show ist einfach hinreissend subtil.

19.02.2021

4

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Kommentare

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vor 17 Jahren

cold moutain ist ein echtes meisterwrk wie the hours oder beautiful mind! die machart, geschichte und die schauspieler sind mega!


sniper8

vor 17 Jahren

ich glaub auf der kinoleinwand, w$re der film noch eine spur eindrücklicher geworden. aber er wirkt auch so.
cold mountain ist nicht wirklich ein starker film, so wie beispielsweise the green mile oder schindlers list und doch hat der film irgendetwas, was dazuführte das der film mich sehr aufwühlte. die schauspieler zelebrieren eindrucksvolle leistungen und werden von grandiosen naturkulissen unterstützt.
jude law find ich der beste von der partie. er hat den saft dazu, exzellente darstellungen zu bringen und passt perfekt in die story.
nicole kidman ist halt, naja, eben nicole kidman. sie spielt eine feine frau die sich mehr und mehr zu helfen weiss. viel anders kann man ihre rolle nicht beschreiben, jedoch hat man eine gute schauspielerin gewählt.
renee zellweger, welche ja ausgezeichnet wurde mit dem oscar, glänzt in einer ungewöhnlichen rolle. ich habe von ihr eigentlich nur den ersten teil von bridget jones gesehen, was mich nicht gerade umhaut. aber ihre rolle als selbstbewusste, naturverbunde frau macht spass zum ansehen.
wie gesagt, cold mountain ist kein film, den jeden aus den socken haut. auch ich finde ihn nicht den besten. irgendwie hat mir noch mehr gefühl, mehr monumentales, mehr druck auf die tränendrüse gefehlt. aber der film ist keinesfalls langweilig. er überzeugt und ist auf vielen strecken mit anderen oscarfilmen messbar und er kann auch mithalten. guter film, aber auch zum teil sehr brutal.Mehr anzeigen


siheja

vor 18 Jahren

was für ein Film.. was für eine Story.. einfach zum heulen schön. sehr tragisch und herzzerreissend der Schluss. *snif* eine sehr witzige Reene Zellweger. auch Nicole und Jude zeigen wahres Talent! dieser Film ist echt empfehlenswert!


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