CH.FILM

Lightmaker Polen, Schweiz 2001 – 72min.

Filmkritik

Aus Alt wird nicht Neu

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Seit über 20 Jahren arbeitet Dieter Meier an seinem Spielfilm, eine Mischung aus Jean Cocteaus «Orpheus in der Unterwelt», Fritz Lang und Meier-Fantasien. Das überwiegend in Polen gedrehte Werk erweist sich als skurrile Fussnote in der Schweizer Filmgeschichte.

Ein Zusammentreffen im Garten: Der weise Balthasar (Dieter Meier) erzählt dem Knaben Billy die Geschichte von der Viola d'amore, vom jungen Geiger Rumo aus New York und der Prinzessin Mira. Er folgt ihr in die versteinerte Unterwelt des Herzogs Osso. In diesen skurrilen, verstaubten Kulissen (im wahrsten Sinn des Wortes) hat Balthasar, eine Art Hofnarr, den Musiker Rumo verführt. Denn es geht darum, einen erlöschenden lebensspendenden Kristall zu beleben. Und dazu bedarf es eines irdischen Musikers.

Es tut später wenig zur Sache, wer wann versteinert oder erlöst wird, wer bezirzt oder betrogen wird, wer hier die wirklich musikalische Impulse und Wecksignale setzt. Alles dreht sich um Liebe zwischen einem irdischen Idealisten und einer Untergrundprinzessin, die an Vaters Rockzipfel hängt. Und am Ende geht die erstarrte Unterwelt in Staub auf - der Musik sei Dank.

Das klingt schön und romantisch. Bilder aus Jean Cocteaus «La Belle et la Bête» oder «Orphée» kommen einem in den Sinn. Doch Meiers Film ist nur ein mattes, verstaubtes Abbild dieser Mär, eine vage, schemenhafte Erinnerung. Es gibt Kritiker, die dieses arg in die Jahre gekommene Opus mit Samthandschuhen anfassen. Wohl weil der Tausendsassa Dieter «Yello» Meier dahinter steckt.

Um Klartext zu reden: «Lightmaker» ist ein Film, der ins Archiv, ins Museum gehört - als Studienobjekt, als Unikum. Dieser schwarzweisse Mix aus Jean Cocteau-Anleihen und Fritz Lang-Attitüden ist so spannend wie eine Elvis-Show aus vergangenen Zeiten. Das ganze Unternehmen, vorwiegend in Polen gedreht, ist ungelenk, verknöchert und altbacken. Übrigens: Von der Musik wird im Film viel geredet, doch sie spielt keine hörenswerte Rolle - trotz Yello-Beigabe. Rod Steiger taucht in der Besetzungsliste auf, ohne Nachhaltigkeit. Dieter Meier als Harlekin mit Melone wirkt wie ein Relikt aus einer versunkenen Flimmerkastenzeit.

Die Geschichte hinter «Lightmaker» ist weit spannender als das Resultat selbst. Es beqann vor über 20 Jahren, die filmische Odysses ging über Berlin (Filmfestival 2001) und kommt jetzt in wenige Schweizer Kinos. Das Werk kostete wohl sechs bis sieben Millionen Franken und entpuppt sich als ein grandioser künstlerischer Flop - dazu auf Polnisch mit deutschen Untertiteln.

11.03.2024

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