Mickey Blue Eyes Grossbritannien, USA 1999 – 102min.

Filmkritik

Hugh Grant und die Mafia

Filmkritik: Rafael Scholl

Michael ist Leiter eines New Yorker Kunstauktionshauses. Hugh Grant spielt ihn mit gewohntem britischem Charme. Als eines Tages die Lieferanten zum ersten Mal pünktlich erscheinen und regelrecht vor ihm zittern, gibt es dafür nur eine Erklärung: Die Mafia hat ihre Hände im Spiel, oder besser: an der Kehle der Lieferanten.

Es ist eine vertrackte Geschichte. Sie begann damit, dass sich Michael in Gina verliebte (Jeanne Tripplehorn), deren Vater Frank (James Caan) zur Mafia gehört. Michael ist wirklich nur an Gina interessiert, aber eine Beziehung mit ihr bedeutet eben auch eine Beziehung mit den Mafiosi, die ihm als jüngstem Familienmitglied gerne den einen oder anderen Gefallen erweisen. Und solche ungefragten Nettigkeiten hat Michael selbstverständlich zu erwidern, so schwer kann das ja wohl nicht sein.

Die Kunst der romantischen Komödie besteht darin, aus dem alten "Mann trifft Frau" immer wieder etwas Neues abzugewinnen. Banal ist diese Aufgabe nicht, und sauber erdacht und mit Elan umgesetzt unterhält so ein Film besser als vieles, was zu Popcorn serviert werden kann. "Mickey Blue Eyes" gehört ins obere Mittelmass des Genres: Wir sehen eine clevere Komplikation des Mann-trifft-Frau-Schemas, nämlich das Mafia-Milieu, und eine Fülle aufrichtig witziger Szenen, gespielt von zwei guten Schauspielern. Letzten Endes fehlt es aber an einem einheitlichen Stil, und der Humor bewegt sich arglos vom albernen Slapstick zur grobschlächtigen Mafiafilm-Parodie und wieder zurück.

"Mickey Blue Eyes" kratzt leider nur an der Oberfläche dessen, was sich aus einer Mafiafilm-Parodie gewinnen liesse. Wer hierfür ein besseres Beispiel sucht, ist mit dem kürzlich gezeigten Analyze This gut beraten. Männer, die in Tiefkühlkammern bestraft werden, mysteriöse Vetternwirtschaft, sinnlose und doch selbstverständliche Vendetten, ja selbst der phantasievolle Einsatz einer Tretmühle als Folterinstrument - all das reicht nur für kurze Lacher. Und das wäre vielleicht auch genug, wenn uns der Film bloss mehr von der Sorte zuwerfen würde.

Gegen Ende begeht "Mickey Blue Eyes" seinen grössten Fehler: Michael und Gina versöhnen sich, um eine letzte, echte Gefahr auszuschalten. Auf einmal muss sich die seichte Handlung ernst nehmen und ihre Probleme pro forma auflösen. Das Paar hat damit kaum noch etwas zu tun, und man will uns während des Finales sogar vortäuschen, einer der sympathischen Figuren sei etwas zugestossen! Vielleicht hätten sich die Autoren, der Regisseur und Hugh Grant einmal zu einem Videoabend treffen sollen, um ein paar romantische Komödien näher zu betrachten, sagen wir You've Got Mail (1998) und As Good As It Gets (1997). Sie hätten erkannt, dass die Handlung zugunsten des Humors zurückgeschraubt werden muss, und dass die Versöhnung des Pärchens, der Kuss und die letzte Szene innerhalb von fünf Minuten stattzufinden haben. Alles andere ertränkt die Spannung im Hudson River, mit einem Gewicht an den Füssen.

Doch Gnade: Zu wenige Filme sind so kurzweilig wie "Mickey Blue Eyes", und obwohl dieser den Zusammenhalt letzten Endes verliert: Das Glas ist halb voll.

12.01.2021

3

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

dieser zeit war es populair witzige mafia filmen zu drehen - analyze this, that, mickey blue eyes... witzig und unterhaltsam... mafia und kunst - grant und mafioso aussprache: recht gut


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