Mut zur Wahrheit USA 1996 – 117min.

Filmkritik

Courage Under Fire

Filmkritik: Martin Glauser

Lt. Colonel Siering (Denzel Washington) hat ein Problem mit der Tatsache, dass er während der "Operation Wüstensturm" am Golf versehentlich einen der eigenen Tanks abgeschossen hat. Die Vorgesetzten wollen von seinen Schuldgefühlen nichts wissen, sowas kann eben passieren in der Hitze des Gefechts. Amerika und sein jüngster Krieg.

Mit Fragen soldatischer Ethik ist Siering aber auch anderweitig konfrontiert: Ihm wird die Aufgabe übertragen, die Voraussetzungen für die posthume Verleihung einer Tapferkeitsmedaille zu überprüfen. Wunschkandidatin der PR-Experten aus dem Pentagon ist die Helikopterpilotin Captain Karen Walden (Meg Ryan). Sie soll sich durch einen selbstlosen Tod als Retterin ihrer Kameraden verdient gemacht haben, und sie wäre die erste Frau, der eine solch hohe militärische Ehrung zuteil würde.

Das sind Rahmen- und Haupthandlung von "Courage Under Fire". Denzel betreibt seine Untersuchungen unter halbherzigem Alkoholmissbrauch und mit dem üblichen Sidney-Poitier-Bierernst. Die verschiedenen Zeugenberichte über die kriegerischen Auseinandersetzungen um die abgestürzte Huey werden in Rückblenden veranschaulicht. Je nach Zeuge ist Walden wirklich die Kriegsheldin oder aber sie macht sich in die Hose, sobald es heiss wird.

Golfkrieg à la Hollywood: ein Kammerspiel um Mut und Tapferkeit. Ein bewaffneter Konflikt ist hier immer noch ausschliesslich eine Frage der Ehre. Nicht Verstümmelung und Tod sind die grossen Gefahren, denen sich ein Soldat aussetzt, sondern Feigheit, Meuterei, Illoyalität. Der Film baut seine ganze Dynamik auf diese beiden Hauptfragen: Denzels "Schuld" am Tod der eigenen Soldaten und Meg Ryans angebliche heroische Tat zur Rettung der eigenen Soldaten, eine völlig inneramerikanische Angelegenheit vor den Kulissen kuwaitischer Sanddünen. Die Iraki kommen der Kamera nie näher als ungefähr in Reichweite einer M-16. Es sind Pappkameraden ohne Gesichter und ohne Stimmen. Insofern entspricht diese erste Hollywood-Grossproduktion zum Thema Golfkrieg ziemlich genau der damaligen CNN-Berichterstattung, die uns den ersten Krieg ohne sichtbaren Feind und ohne Opfer in die Stuben brachte. In Hollywood sind Kriegsopfer immer nur die heimgekehrten Veteranen, die an Zivilbevölkerung, Undank, Invalidität oder Kriegstrauma leiden. Edward Zwicks Film spielt sich als moralisches Lehrstück auf, ohne auch nur einen Moment lang die Ermordung unserer orientalischen Freunde als ein moralisches Problem in Betracht zu ziehen. Wenn diese am Ende der Helikoptergeschichte mit Napalm eingedeckt werden, interessiert einzig, ob die eine Amerikanerin noch unter ihnen weilt. Es gibt wohl kaum ein Land, das so unverschämt mit den Reizwörtern seiner jüngeren Militärgeschichte umgehen darf, und es gibt gewiss keine andere Filmindustrie, die sich so willfährig hinter die öffentliche Meinung stellt.

17.03.2011

2

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Kommentare

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movie world filip

vor 12 Jahren

denzel washington hat mal den oscar für eine nebenrolle gewonnen mit ein zwick film... diese film ist nicht so stark, aber gute leistungen von washington und ryan


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