Kritik4. Oktober 2018 Irina Blum
«Venom»: So ist das erste Solo-Abenteuer des Antihelden
Gross waren die Erwartungen an das Spider-Man-Spin-off «Venom», in dem Oscar-Kandidat Tom Hardy die titelgebende Marvel-Figur verkörpert. Erste Missklänge ertönten allerdings schon einige Zeit vor der Veröffentlichung, als bekannt wurde, dass der Film in den USA eine verhältnismässig milde Altersfreigabe erhalten hatte.
Filmkritik von Christopher Diekhaus
Nach dem Absturz eines Raumfahrzeugs der Life Foundation bricht bei deren Gründer Carlton Drake (Riz Ahmed) leichte Panik aus, da eine der an Bord transportierten ausserirdischen Organismen am Unfallort nicht mehr aufzufinden ist. Nur wenig später konfrontiert der investigative Journalist Eddie Brock (Tom Hardy) den skrupellosen Forscher während eines Interviews mit harschen Anschuldigungen, die schliesslich dazu führen, dass der Reporter seinen Job verliert und von seiner Partnerin Anne Weying (Michelle Williams) verlassen wird.
Frustriert und abgewrackt vegetiert der einstige Enthüllungsspezialist vor sich hin, bis sich eines Tages eine Mitarbeiterin Drakes (Jenny Slate) hilfesuchend an ihn wendet. Angeblich werden in den geheimen Laboren der Life Foundation tödliche Menschenversuche durchgeführt, was Eddie nach anfänglichem Zögern genauer untersuchen will. Bei seinen Recherchen kommt Brock mit einer extraterrestrischen Lebensform, einem sogenannten Symbionten, in Kontakt, der den Körper des Journalisten als Wirt benutzt und ihn in ein übermenschliches Wesen namens Venom verwandelt.
Auf dem Papier ist der von Hardy gespielte Medienprofi eine spannende Figur, die mit ihren neuen Superkräften und der plötzlichen Persönlichkeitsveränderung zu kämpfen hat. Regisseur Ruben Fleischer («Gangster Squad») und seine Drehbuchautoren spielen durchaus mit der Verunsicherung Eddies, legen ihr Hauptaugenmerk aber nicht auf die verstörende Seite der Verschmelzung.
Stärker nimmt die Comic-Adaption, mit der Sony eine eigene, von Disneys Marvel-Universum losgelöste Leinwandreihe ins Leben rufen möchte, die komischen Aspekte der eigenartigen Koexistenz in den Blick. Neben den betont launigen Zwiegesprächen zwischen Brock und dem ausserweltlichen Parasiten vertraut der Film vor allem auf Tom Hardys fiebrige Berserker-Performance, die für einige Lacher sorgen dürfte.
Bei aller Freude über das hemmungslose Aufdrehen von Tom Hardy sind einige Dinge allerdings nicht zu übersehen.
Bei aller Freude über das hemmungslose Aufdrehen des Hauptdarstellers ist allerdings nicht zu übersehen, dass der im Düsterlook daherkommende Spektakelstreifen manchmal unbeholfen zwischen Humor und Ernsthaftigkeit hin- und herschwankt, dem titelgebenden Protagonisten keine besonderen Kanten verleiht, Michelle Williams als Stichwortgeberin verheizt, Riz Ahmed in einen stereotypen Schurkenpart zwängt, einen austauschbaren Plot ins Rollen bringt und auf einen uninspiriert abgewickelten Showdown hinausläuft.
Obschon man über die Spezialeffekte nicht meckern kann und manche Actionszenen – besonders eine halsbrecherische Motorradfahrt – mitzureissen wissen, hätte man sich von Venoms erstem Solo-Abenteuer deutlich mehr erwartet!
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